Volksschule

Die Volksschule am Bundes-Blindeninstitut Wien.

Unterricht

In unseren Volksschulklassen werden Kinder mit Sehbehinderung oder Blindheit gemeinsam unterrichtet.

Klassen

Die Klassen werden entweder als Einzeljahrgänge (4 bis 8 Kinder pro Klasse) oder als Mehrstufenklassen geführt.

Lehrpläne

Die Kinder werden nach dem allgemeinen Lehrplan der Volksschule in Kombination mit dem „Lehrplan der Sonderschule für blinde Kinder“ unterrichtet.

blindenspezifische Übungen

Zusätzlich zu den Lehrinhalten der Volksschule, erhalten die Kinder Unterricht in „Blindenspezifische Übungen“.

Die Lehrinhalte der „Blindenspezifischen Übungen“ werden sowohl fächerübergreifend im Unterricht als auch in Form von Einzelstunden von unseren Trainer*innen für Orientierung und Mobilität sowie für Lebenspraktische Fertigkeiten vermittelt. Diese sind sowohl für sehbehinderte als auch für blinde Kinder entwickelt worden.

Junge Schülerin beim O & M-Training im Freien

Orientierung und Mobilität

Der Unterricht soll die Schüler*innen dazu befähigen, sich in ihrer näheren und weiteren Umwelt zu orientieren, sich selbstständig, sicher und effektiv fortzubewegen, ihren Lebensraum zu erschließen und Alltagssituationen möglichst unabhängig bewältigen zu können.

Schülerin kocht Wasser am Herd

Lebenspraktische Fertigkeiten

Zur Bewältigung lebenspraktischer Aufgabenstellungen bedarf es gezielter, individuell angepasster Handlungsstrategien durch den Unterricht in lebenspraktischen Fertigkeiten. Diese sind wesentliche Voraussetzungen für eine selbständige Organisation des Alltags sowie für sicheres Auftreten in der Öffentlichkeit und erleichtern dadurch die soziale Integration.

Schülerin mit Lesegerät in Klasse

Low Vision Übungen

Verschiedene Faktoren, wie Lichtverhältnisse, Kontraste, subjektives Allgemeinbefinden usw. beeinflussen das Sehvermögen. Es ist daher wichtig, noch vorhandenes Sehvermögen optimal zu nützen und geeignete Sehhilfen durch Low Vision Übungen kennen zu lernen und einzusetzen.

Hände auf einer Trommel

Hörerziehung

Die Schüler*innen müssen lernen, unbestimmtes Hören in aktives Zuhören umzuwandeln. Gezielte Übungen helfen dabei, Geräuschquellen zu orten, zu unterscheiden und Informationen aus den akustischen Stimuli zu gewinnen. Dies sind sowohl wesentliche Voraussetzungen für Orientierung und Mobilität als auch im Rahmen konkreter Umwelterfahrungen.

Schülerin beim Betasten eines Körpers

Tasterziehung

Das im wahrsten Sinn des Wortes „hautnahe“ Erleben ist von intensivem, subjektivem Reiz und hat damit großen Einfluss auf Gefühle und seelische Haltungen. Die daraus resultierenden Vorstellungen über die Umwelt sind von hoher Subjektivität mit starker emotioneller Färbung. Häufig führt diese Verarbeitung der Tasteindrücke zu einer weniger genauen Vorstellung über Material, Größe, Funktion und räumliche Beziehungen der erkundeten Objekte. Es entsteht eine andere Bewertung und Gliederung der erfassten Strukturen, was zu einem geringeren realen Anschauungswissen führen kann. Daher ist die Sensibilisierung des Tastsinnes durch geeignete und wiederholte Übungsangebote zu fördern.

Unterrichtsprinzipien

Wir holen uns die Welt in unseren Klassenraum, um sie im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen.

Unsere Volksschulkinder arbeiten mit den verschiedensten Lernmaterialien, Hilfsmitteln und Medien. Sie erhalten einen Unterricht, der optimal auf ihre individuellen Bedürfnisse im Hinblick auf ihr Sehvermögen abgestimmt wird.

Schrägpulte in Volksschulklasse

Vergrößerte Bücher, digitale Bücher, Arbeitsleuchten, Lesegeräte, Schrägpulte, Perkins-Brailler sowie Computer und Braillezeilen

Schüler mit Lesegerät im Unterricht

Die Heranführung an das Arbeiten am PC erfolgt in der Regel schon ab der Grundstufe 2 (3. und 4. Stufe der VS)

Anschauungsobjekt Kürbis

Sehbehinderte und blinde Kinder brauchen einen hohen Grad an konkreter Anschaulichkeit. So wird in unserem Unterricht schwerpunktmäßig mit realen Anschauungsobjekten gearbeitet.

Bildungsziele

Kompetenzen zur selbstständigen und bestimmten Teilhabe am Lernen und Leben.

Ab der ersten Klasse ist – neben der durch den Lehrplan festgelegten grundlegenden Bildung – das oberste Ziel jeglicher Unterrichtsdidaktik und -methodik die Hinführung zu einer größtmöglichen Selbstständigkeit jedes einzelnen Kindes.

Schüler mit Lehrerin im Biologie-Unterricht

Individuelles Lernen in Gemeinschaft

Wichtig ist uns trotz aller Individualisierung das lebendige Gemeinschaftsleben innerhalb des Klassenverbandes und weiterführend in der gesamten Schulgemeinschaft. Es ist uns ein Anliegen, dass sich die Kinder trotz aller unterschiedlichen Bedürfnisse und trotz aller Spezialisierung in Hinblick auf ihre Blindheit/Sehbehinderung als Teil einer Lern- und Lebensgemeinschaft erfahren. So ist der Unterricht durch ständig wechselnde Phasen von hoher Individualisierung und gemeinschaftlichem Tun geprägt.